3) Soll also alles bleiben, wie es ist? Auch die EVG sieht Reformbedarf im DB-Konzern. Aber diese Reformen müssen angemessen und zielgerecht sein. Ob die Infrastrukturunternehmen der DB AG effizient und nutzer- orientiert arbeiten, liegt nicht an ihrer Rechtsform, sondern an den Vorgaben durch den Bund und an den verkehrspoli- tischen Rahmenbedingungen, die Bundestag und Bundesre- gierung definieren! Bei entsprechendem politischem Willen können sie auch geändert werden. Man muss wissen, was man will, um die richtigen Reform- maßnahmen zu finden. Die Axt anzusetzen, bringt da gar nichts, das schadet nur. 4) Was wollen die anderen? Genau einen Tag, bevor 1200 Eisenbahner*innen auf die Straße gingen, um für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen, saßen einige Verbände in einer Pressekonferenz und forderten eine „Bahnreform 2.0“ inklusive Zerschlagung der DB-Konzerns. Profiteure einer Zerschlagung wären die Manager und Inves- toren der Privatbahnen, die das fette Geschäft im Fernver- kehr wittern. Verbände wie mofair, NEE und Allrail vertreten die Interessen einiger „Wettbewerbsbahnen“. Dabei sollte allerdings eines nicht vergessen werden: Einige der größten Wettbewerber der DB sind Töchter ausländischer Staatsbah- nen – und darunter sind auch einige integrierte Bahnen. Das Management dieser Tochterunternehmen ringt um Marktan- teile, sonst verlieren diese Unternehmen ihre Existenzbe- rechtigung. Wohin diese Art des Wettbewerbs führt, zeigen aktuell die Fälle Abellio und Keolis. Um die Interessen der Fahrgäste geht es bei diesem Wettbewerb schon lange nicht mehr! Übrigens bekommen mofair, NEE und Co. erstaunliche Unter- stützung von unserer gewerkschaftlichen Konkurrenz. Auch die GDL hat an einem entsprechenden Positionspapier mit- gewirkt und an der Pressekonferenz teilgenommen. Welches Interesse sie damit verfolgt, ist schleierhaft. Klar ist aber dadurch eins: Die EVG ist die einzige Gewerkschaft im Bahn- bereich, die den integrierten Bahnkonzern und damit die Arbeitsplätze unserer Kolleg*innen verteidigt. 5) Welche internationalen Erfahrungen gibt es? In Großbritannien führte die Trennung von Netz und Betrieb zu vielen Pannen, zu einem unzuverlässigen Bahnverkehr und zu massiver Unzufriedenheit mit der Qualität des Angebots. In Frankreich wurde die Aufspaltung als Fehler erkannt und die Infrastruktur wieder in die SNCF integriert. Und in Däne- mark wurden nach Aufspaltung des Konzerns die Infrastruk- tur-Beschäftigten an private Gesellschaften „outgesourced.“ Und umgekehrt: Alle erfolgreichen Bahnländer in Europa ha- ben integrierte Bahnen, so z. B. die Schweiz und Österreich. Sie zeigen, wie es gehen kann. 6) Was brauchen wir also? Wir brauchen klare politische Entscheidungen für die Schie- ne. Die Klimawende ist nicht machbar ohne Verkehrswende. Damit die Schiene mehr Verkehre aufnehmen kann, muss in diesen Verkehrsträger massiv investiert werden. Für die Ver- kehrswende brauchen wir auch einen starken integrierten Bahnkonzern, der das System Schiene mit seiner Dynamik voranbringt. Nur mit Zusammenhalt und Zusammenarbeit ist die Schiene in der Lage, der Verkehrsträger der Zukunft zu werden. Und deswegen sagen wir ganz klar: Hände weg vom integrierten Bahnkonzern. EVG | 3