Der stänDige Kampf zur Verbesserung Der lebens- unD arbeitsbeDingungen 1835 - 2017 Kapitel 5 1918 - 1932 Die erste Deutsche republiK Hinter den in Staat und Gesellschaft liegenden Gründen und Motiven stehen stets tiefer liegende Ursachen und Auslöser einer Entwicklung. Sie reichen fast zeitlos bis in das religiöse oder philosophische und das moralische Verständnis von Menschen. Eine Politik, die dies in ihrem „Vernunftdenken“ gering- schätzen möchte, erleidet über kurz oder lang Schiff- bruch. So hatte denn die Reformation gegen die Aufklä- rung in Deutschland einen entscheidenden Einfluss auf die Niederlage der ersten deutschen Demokratie. Der Theologe Luther siegte über den Philosophen Schiller, Gottes Segen über ewiges Naturrecht, auch Stammtisch der Schwachen über Aufklärung der Den- kenden: Deutsche Christen lesen und verstehen Römer 13 des Neuen Testaments in der Luther’schen Übersetzung so: „Jedermann sei untertan der Obrig- keit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; Wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.“ Am Naturrecht festgehalten hat, neben den klassi- schen Philosophen der Ausklärung, zum Beispiel auch Friedrich Schiller, hier in Wilhelm Tell: „Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht, wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden, wenn unerträglich wird die Last – greift er hinauf getrosten Mutes in den Himmel, und holt herunter seine ew’gen Rechte, die droben hangen unveräußerlich und unzerbrechlich wie die Sterne selbst [...]“ In der zweiten deutschen Demokratie knüpfen fol- gerichtig alle Verfassungen an das Naturrecht der europäischen Aufklärung an, allemal an die französi- schen Menschenrechte von 1789 und die amerikani- sche Unabhängigkeits-Erklärung von 1776. Beispiel- haft die Verfassung des Landes Hessen von 1. Dezember 1946: „Widerstand gegen verfassungswidrig ausgeübte öffentliche Gewalt ist jedermanns Recht und Pflicht.“ Nur in deutsch-sprachigen Bibeln ist „Obrigkeit“ falsch übersetzt und missverstanden. Englisch- wie französisch-sprachliche Bibeln übersetzen mit „hohen Kräften“ (higher powers) und mit „höheren Mächten“ (pouvoirs superieurs), was kein obrigkeitsstaatlicher Kadavergehorsam ist, sondern klassisches europäi- sches Naturrecht. Übersetzungen aus Übersetzungen aus Urtexten führen zu schlimmen Geboten. So haben Verfassung und Praxis der zweiten deut- schen Demokratie Fehler und Sünden der ersten Demokratie weithin unterlassen und von 1945/1949 bis heute, 2017, sieben Jahrzehnte in relativem Frie- den und in bedingter Freiheit gemeistert. Wir Demo- kraten wollen und werden dies kämpferisch erhalten, gegen jedwede Feinde und Gegner. Das lehrt uns unsere leidvolle, wie unsere erfolgreiche Geschichte. Parteienblock Partei Radikale Rechte Katholiken Liberale Nationalliberale Sozialdemokraten Radikale Linke NSDAP DNVP Zentrum BVP DDP / DStP DVP SPD USPD KPD Sonstige März 1933 43,9 7,9 11,3 2,7 0,9 1,1 18,3 – 12,3 1,6 Nov. 1932 33,1 8,3 12,0 3,1 1,0 1,9 20,0 – 16,9 3,7 Juli 1932 37,3 5,9 12,4 3,2 1,0 1,2 21,6 – 14,3 3,1 Sep. 1930 18,3 7,0 11,8 3,0 3,8 4,5 24,6 Mai 1928 2,6 14,3 12,1 3,1 4,8 8,7 29,8 13,1 13,9 10,6 14 Dez. 1924 Mai 1924 20,5 13,6 3,7 6,3 10,0 26,0 0,3 8,9 10,7 19,5 13,4 3,2 5,7 9,2 20,6 0,8 12,6 15 Juni 1920 – 14,4 13,6 4,5 8,5 13,9 21,7 18,8 2,1 2,5 Quelle: Internet, Wikipedia S 96 ·